Die Kirche in Kleinwusterwitz

 

Zu den Besonderheiten, die die Gemeinde Demsin aufzuweisen hat, gehört die Kirche in Kleinwusterwitz.

 

Im 18. Jahrhundert und zu Beginn des 19. Jahrhunderts gehörte die Kirche  zum prinzlichen Domänenamt Schlagenthin.

 

In ihrem Kern soll sie auf einen spätromanischen Backsteinbau zurückgehen. Für das heutige Aussehen der Kirche in Kleinwusterwitz ist der bekannte preußische Architekt Karl Friedrich Schinkel verantwortlich.

 

Am Anfang der dreißiger Jahre des   19. Jahrhunderts wurden an der Kirche erhebliche Schäden festgestellt. Ihr Ausmaß war so groß, dass man einen Neubau in Betracht zog.

 

Den ersten Entwurf zum Kirchenbau erarbeitete Regierungsbaurat Lücke, Berlin, in neugotischer Form. Der Entwurf wurde von Karl Friedrich Schinkel, damals geheimer Oberbaurat und Vorsteher der Oberbaudeputation des preußischen Staates, redigiert und durch ein Gutachten mit beigefügter Skizze geringfügig verändert.

Schinkels Vorstellungen wurden akzeptiert und die alte Kirche abgerissen. Die Vorschläge Schinkels bezogen sich in erster Linie im Äußeren auf die Gestaltung des Turmes, die Fassaden- und Fenstergestaltung sowie die Empore- und Chorgestaltung im Innern der Kirche.

 

„Das Abbrechen der alten Kirche geschah vom 6. – 20. März 1838. Am 22. März wurde der Grundstein der neuen Kirche gelegt. Ende Oktober hoffen wir zu Gott, soll der ganze Bau beendet sein...“ heißt es in einem Schreiben vom 9. Juni 1838, das bei Dachdeckerarbeiten 1983 im Turm gefunden wurde.

Bei der Gestaltung des Innenraumes wird die denkmalpflegerische Haltung des Baumeisters deutlich, denn mittelalterliche Ausstattungstücke auf der abgerissenen Kirche wurden behutsam in die Raumkonzeption einbezogen. Eine Kanzel aus dem frühen 17. Jahrhundert sowie der heute noch vorhandene kleine spätgotische Schnitzaltar, dessen Figuren nachweislich mehrmals übermalt wurden, bilden das Zentrum der Altarwand.

 

Auch der Taufstein mit Jahreszahl 1524 erhielt einen würdigen Platz vor dem Altar.

 

Bei der Verlegung des Fußbodenpflasters stieß man auf eine mittelalterliche Grabstelle aus geformten Backsteinen, die als einziges vollständig erhaltenes Beispiel dieser Art im Elbe-Havel-Gebiet gelten dürfte. Sie wurde sorgfältig in das neue Backsteinpflaster hinter dem Altar eingefügt. Die Inschrift auf der Grabplatte lässt folgendes erkennen:

„Marie von Beyren, Frau des Jacob von Beyren aus dem Hause Randow ist verstorben“, in welchem Alter ist nicht les- und deutbar. Ein Mathias von Randow (+ 1512) war Kanonikus (Domgeistlicher,

Chorherr) am Domstift in Brandenburg.

 

Die noch vorhandene Grabplatte, dazu noch zu Ehren einer Frau lässt Vermutungen in zweierlei Richtungen aufkommen. Einmal kann es sich um eine Frau handeln, deren Familie oder sie selbst sich um den Bau und die Ausstattung der Kirche besonders verdient gemacht hat. Oder sie wurde auf  Grund ihrer Herkunft (Haus Randow) in der Kirche beigesetzt. Leider ist die Jahreszahl unleserlich.

Die feierliche Einweihung der neuen Kirche erfolgte 1838 in Anwesenheit von Prinz August.

Die 1857 in der Kirche eingebaute Orgel ist in einem nichtspielbaren Zustand.

Ein Dorfbrand am 10. Mai 1840 verschonte glücklicherweise das neue Kirchengebäude. Es blieb damit bis heute als unveränderter Bau erhalten.

Für die Innenausstattung der Kirche, Kanzelaltar, achtseitiger Taufstein und Grabplatte aus Terrakotten zusammengesetzt, wurde am 25. Mai 1977 die Denkmalerklärung ausgesprochen.

 

Monika Meinecke

 

Quelle: Kirchenchronik Kleinwusterwitz